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 Veröffentlicht am 30.03.2024 22:10 Uhr
Bis Ende März haben wir unseren Winterlagerplatz bezahlt. Dementsprechend halten wir schon seit einigen Tagen Ausschau nach einem ruhigen Wetterfenster für den Saisonstart.

Gestern war es soweit. Nach 20 Meilen bei schönstem Sonnenschein und Flaute hängen wir inzwischen wieder am Haken in einer Bucht. Die schottische Westküste empfängt uns mit Tümmlern, wilder Berglandschaft und Kaiserwetter.

Nach den schweren Stürmen Ende Januar war der Hafenaufenthalt nicht immer gemütlich, aber dankeswerterweise auch nicht mehr ganz so schaukelig. Viel Regen gehört in Schottland nun mal dazu. 😏🌧️

Als Vorgeschmack auf die Saison laden uns unsere schottischen Nachbarn zu einem Spaziergang am Camusdarach beach ein.

Auch das aus den Harry Potter Filmen bekannte Glenfinnan Viaduct dürfen wir aus der Nähe bestaunen. Man erkennt deutlich: noch ist Vorsaison.

Länger als 180 Tage am Stück dürfen wir nicht in Schottland bleiben, also verbringe ich im Februar vier Tage auf der Schwäbischen Alb. Dicht gedrängt mit Besuchen bei Familie und Freunden ist der Terminkalender während dieser kurzen Zeit.

Zum Glück beginnt der Countdown nach dem Visa-run wieder bei 180. Wer Geschichten über blödsinnige Aufenthalts-Bürokratie hören möchte, muss nur einen beliebigen Fahrtensegler fragen. Jeder motzt und meckert über die staatliche Regulierungswut.

Die seltenen trockenen Tage nutzen wir, um Proviant aufzunehmen (VIEL Proviant) und unser Bötchen auf Vordermann zu bringen. Es wird gesägt, geschraubt, genäht, gebohrt, lackiert, geschliffen, gecrimpt und gelötet.

Das Schweißen überlassen wir dem Profi. Jamie repariert zwei Relingsstützen. Welch erfreuliches Geburtstagsgeschenk für Mareike. Endlich können wir die Isolierung auch an diesen Stellen vervollständigen.

Wir wissen nicht, wann wir wieder länger an einem Ort sein werden. Deshalb nutzen wir die Gelegenheit und ordern diverse "Kleinigkeiten" direkt zum Hafen. Ein neuer Anker (Spade 160; 35 kg) ersetzt den bisherigen 30 kg Bruce.

Die Rettungsinsel "wächst" und wird von vier auf sechs Personen erweitert.

Um nicht wieder in ein Fischernetz zu fahren, wie im vergangenen Herbst passiert, montiere ich Scheinwerfer am Bug. AliExpress versorgt uns zudem mit reichweitestarken Taschenlampen. Zumindest bei ruhigen Bedingungen sollten wir so auch nachts die meisten Hindernisse erkennen können.

Die bei Seglern eigentlich hoch geschätzte Windsteueranlage werden wir in der auf uns wartenden Inselwelt vermutlich nur sehr selten einsetzen (wenn überhaupt), schließlich haben wir einen zuverlässigen elektrisch-hydraulischen Autopilot. Wir demontieren sie und verstauen sie in der Bilge.

Leicht gesagt, aber leider ist die Anlage durch Korrosion fest verbacken. Erst mit viel Hitze, herzhaftem Hammereinsatz und viel Zug durch eine Spannschraube (gespannt zwischen zwei Hafenklampen) lässt sich das schwere Monstrum in verdauliche Einzelteile zerlegen.

Wie bereits in einem früheren Post geschrieben, gehört auch der Abschied zum Fahrtensegeln dazu. Die liebgewonnenen Nachbarn bleiben zurück oder enteilen uns. Sehr schade, aber unvermeidlich.

Die Gastfreundschaft, die man uns in Corpach entgegenbrachte, können wir nicht genug betonen. Die Schotten sind ein unerwartet herzliches Volk. Von der Einladungen zum Abendessen, über die gemeinsame Silvesterparty, die Quiz-Nacht im Pub bis hin zum volkstümlichen Konzert durften wir uns dazugehörig fühlen.

An meinem Geburtstag steht neben der Post eine Flasche Wein vom Hafenmeister. Für diese Erlebnisse sind wir dankbar.

In den kommenden Tagen planen wir weiter Strecke Richtung Nord-West zu machen. Die äußeren Hebriden sind das Ziel. Einsame karibische Strände (bis auf die Temperaturen) mit schönstem weißen Sand und kristallklarem Wasser versprechen die Bilder von der Insel "Lewis and Harris". Bisher sieht die Windprognose nach angenehmen Segelbedingungen aus. Wir hoffen daher auf zügiges Vorankommen.

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