<< Zur Übersicht  < Älter  
 
 Veröffentlicht am 05.11.2025 14:30 Uhr
Der eine oder andere Mitleser hat auf unserer Routenkarte bestimmt schon entdeckt, dass wir den Hafen bei Porto vor einigen Wochen wieder verlassen haben und die Reise nach Süden fortsetzen.

Die Turboladereinheit wurde instand gesetzt und wieder montiert, leider mit enttäuschendem Ergebnis. Wir bilden uns ein, eine kleine Leistungssteigerung zu spüren, aber an die Geschwindigkeiten, die wir zuvor erreicht haben, kommen wir nach wie vor nicht heran.

Auf die Schnelle können wir daran nichts ändern, also brechen wir trotzdem auf und verlegen uns wenige Meilen südlich in den Fluss Douro. Bis ins Stadtzentrum Portos kann man diesen befahren. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen.

Bei der Hafenwahl rund um Porto empfiehlt es sich ganz besonders, die Preise vorab zu prüfen. In Matosinhos, wo wir lagen, kostete der Monat bei unserer Bootslänge etwa 340 €. Wer die wenigen Meilen kürzere Distanz zur City und die zweifellos deutlich hübschere Aussicht im Douro genießen möchte, darf in der dortigen Marina etwa das Vierfache überweisen.

Zwar haben wir es nicht direkt eilig, trotzdem möchten wir einige Meilen nach Süden gutmachen. Noch überwiegt der für uns vorteilhafte Nordwind, aber Ende September wissen wir, dass die Tage bis zu den ersten Herbststürmen gezählt sind.

Nach zwei Ankerstopps in Aveiro (das wir bereits mit dem Mietwagen besucht hatten) und Figueira da Foz (wo es bei einer ruhigen Ankernacht im Vorhafen bleibt) erreichen wir Nazaré.

Der Ort ist bei Surfern weltweit für seine einzigartigen Wellen bekannt. Ein Unterwasser-Canyon bewirkt diese spektakuläre Brandung - interessanterweise aber nur auf einem relativ kurzen Küstenabschnitt.

Der Hafen wird durch denselben Canyon sogar vor Wellen geschützt, wie uns der Marinero berichtet.

Der Guinness-Weltrekord für die höchste gesurfte Welle liegt bei über 26 Metern. Was für eine wahnsinnige Zahl!

Als wir uns mutig und unerschrocken durch die Todeswalze von Nazaré kämpfen … na ja, seht selbst.

Im Hafen von Nazaré treffen wir nicht nur auf die uns durch die Motorreparatur enteilte Antares-Crew. Auch die Ausläufer des Hurrikans Gabriele erreichen uns hier zielsicher und wir hoffen bereits auf spektakuläre Surfbilder.

„Falsche Wellenrichtung“, winken die Einheimischen gelangweilt ab - und so kommt es tatsächlich: Das Surfspektakel bleibt aus.

Als sich die See von Gabriele beruhigt hat, verlegen wir in die nahegelegene Bucht von São Martinho. Ohne moderne Navigationsinstrumente hätten wir diese an einem anderen Tag anlaufen müssen.

Die Einfahrt zur Bucht ist mit 200 Metern Breite nicht gerade riesig. Trotzdem sehen wir aufgrund des Nebels absolut gar nichts davon, als wir in das Becken einlaufen. Am späten Nachmittag lichtet sich der Nebel, und bei einem Landausflug können wir doch noch einen Eindruck der Landschaft gewinnen.

Das nächste Tagesziel, Peniche, bietet sowohl innerhalb als auch außerhalb des Hafens Ankermöglichkeiten. Als wir dort bei sehr ruhigen Bedingungen ankommen und vor der Hafenmauer den Anker ausbringen, braust die Wasserschutzpolizei heran und weist uns darauf hin, dass wir hier draußen eine Genehmigung der Polizei benötigen, um zu ankern. Innerhalb des Hafens hingegen wäre die Hafenbehörde zuständig.

Auf den Ruf per Funk reagiert keine der beiden Behörden - wie könnte es anders sein. Wir bleiben also ohne Genehmigung einfach vor dem Hafen liegen, was sich im Laufe der Nacht als Fehler herausstellt: Schwell kommt auf, wir rollen elend hin und her und bekommen kaum Schlaf.

Die darauf folgende Etappe, es ist der 3. Oktober, führt uns bis in den Schickimicki-Vorort von Lissabon: Cascais. Weitere vier uns bekannte Boote sind an diesem Tag mit uns auf der knapp 50 Meilen langen Strecke unterwegs.

Wind und Welle zwingen uns über weite Strecken ins „tiefe“ Wasser hinaus. Innerhalb der 20-Meter-Grenze ist man vor den Orcas relativ sicher. Daher versuchen viele Segler an der iberischen Küste (auch wir), nicht grundlos diese Linie zu überschreiten. Manchmal sind steile Klippen und brechende Wellen jedoch die größere Gefahr als die Orcas. Wir haben Glück und bleiben auch heute unbehelligt von den Tieren.

Am Cabo Raso, kurz vor dem Tagesziel, springt die Windanzeige auf Werte, die wir den ganzen Tag über nicht annähernd gesehen haben. Da wir das Feld von hinten anführen, sind wir von unseren Buddy-Booten reichlich vorgewarnt und haben die Segelfläche deutlich verkleinert, als wir das Kap bei Böen jenseits der 30 Knoten passieren.

Der Ankerplatz vor Cascais hat Flair, die Stadt selbst ist allerdings ziemlich touristisch.

Auch nach Lissabon unternehmen wir einen Abstecher. Vor 21 Jahren besuchten wir die Stadt schon einmal auf dem Wasserweg, damals auf dem Großsegler Alexander von Humboldt.

Besonders lohnenswert bleibt mir der Besuch des Oceanário in Erinnerung.

Neben dem Otter, der beim Putzen seines Fells eine ordentliche Show abzieht,...

hat es mir insbesondere dieser grimmig dreinschauende Kollege angetan.

Als langjähriger Aquarianer interessiert mich natürlich auch das riesige, wunderschön gestaltete Süßwasserbecken.

Unweit von Cascais ist das Kloster Sintra ein bekannter Touristenmagnet.

Es liegt reizvoll in einem Nationalpark, sodass sich der Besuch ideal mit einer Wanderung verbinden lässt.

Die schöne Lage und die gute Gesellschaft machen uns den Aufbruch von Cascais nicht gerade leicht. Das gute Wetter wird aber nicht ewig anhalten, befürchten wir. Zudem ist der Ankerplatz nach Süden hin ziemlich offen und nicht für alle Windrichtungen geeignet.

Die Algarve haben wir für diese Wintersaison als Ziel im Visier. Davor müssen wir jedoch noch ein paar Etappen zurücklegen, die während der Sommermonate kein nennenswertes Hindernis darstellen würden, im heraneilenden Herbst mit den immer kürzer werdenden Tagen hingegen schon.

Gerade mit der langsamen Geschwindigkeit unter Motor wird es zunehmend unrealistisch, die Etappen bei Tageslicht zu bewältigen. Bei Dunkelheit muss man sich entscheiden, ob man das Risiko der vielen Fischerbojen an der Küste oder doch eine mögliche Orca-Begegnung im tieferen Wasser in Kauf nimmt.

Nach zehn wunderschönen Tagen in Cascais gehen wir Anker auf. Tagesziel ist Sesimbra, das als „Perle Portugals“ beworben wird. Wir sind mächtig gespannt angesichts solcher Vorschusslorbeeren.

 << Zur Übersicht  < Älter