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 Veröffentlicht am 23.04.2024 22:10 Uhr
Die Überfahrt zu den Shiant Isles am Samstag verläuft bei schwachen Winden aus Süd-West eher gemächlich. Fast für die ganze Strecke schweigt der Motor. Herrlich.

Die Dünung, die sich durch die Meerenge zwischen den äußeren Hebriden und dem schottischen Festland schiebt, stört uns während des Segelns nicht. Die Wellen sind geschätzt zwei Meter hoch, aber angenehm langgezogen. Durch den sanften Druck im Segel liegen wir stabil auf einer Seite, was ein zu starkes hin-und-her Taumeln unterbindet.

Vor Anker wäre ein solcher Wellengang furchtbar unkomfortabel, gar gefährlich. Wir bangen daher bis zur Ankunft, wie viel Schutz uns die drei Inselchen für die Nacht bieten werden.

Unsere Gedanken werden schnell vom Schwell weggelenkt, als wir in die hufeisenförmige Bucht einlaufen. Auf dem Wasser sitzen riesige Vogelschwärme. Nicht einfach nur viele, sondern zigtausende Tiere. Die Wasseroberfläche wirkt wie von einem riesigen Moskitoschwarm besetzt.

Wir verscheuchen sie ungern, aber irgendwie müssen wir ins Innere der Bucht kommen. Ein Durchgang wird für uns freigeflattert.

Erst durchqueren wir Unmengen von Puffins, dann die Tordalken. Knapp eine Viertelmillion der Erstgenannten sollen auf den Shiant Isles brüten. Etwa zwei Prozent der weltweiten Population, lese ich im Internet.

Durch einen Bruch im Felsen schwappen bei Hochwasser die Wellen, die von außen gegen das Kliff donnern. Donnern beschreibt auch den respekteinflösenden Klang ganz gut, der dadurch verursacht wird. Wie klingt das wohl erst bei Sturm?

Der Anker greift auf Sand in etwa 12 Meter Wassertiefe. Ein wenig Schwell erreicht uns schon, eine Gefahr stellt die Schaukelei aber glücklicherweise nicht dar. Jedenfalls nicht für unser Boot.

Bedroht ist allerhöchstens Mareikes Abendbrot-Planung. Ihr flauer Magen überredet sie dazu, sich nur mit einem trockenen Fladenbrot zu begnügen. Dieses Opfer erbringt sie angesichts der wirklich grandiosen Kulisse klaglos.

Den ganzen Abend sind wir mit Feldstecher und Kamera beschäftigt, uns gegenseitig auf dieses oder jenes Tier aufmerksam zu machen. Nicht jeder Schnappschuss gelingt, manches speichern wir nur mit den Augen.

Nachts schlafen die Wellen ein. Morgens liegen wir nicht nur wesentlich ruhiger, sondern auch deutlich näher umringt, speziell von den Tordalken und den Trottellummen. Diese sind etwas zutraulicher als die Puffins. Und über die letzten Stunden hinweg haben sie scheinbar die Scheu vor den neuen Nachbarn zumindest ein klein wenig verloren.

Die Trottellumme zeigen sich nicht sonderlich farbenfroh.

Tordalken zwar ebenfalls nicht, sie heben sich aber durch ein paar modische weiße Rallyestreifen und eine andere Schnabelform deutlich ab.

Sonntags landen wir selbstredend mit dem Dinghy an und genießen das kleine Archipel, das uns während unseres Aufenthaltes ganz alleine gehört.

Für solche Momente hat sich die jahrelange Schufterei am Boot gelohnt. Derartige Destinationen auf eigenem Kiel anzulaufen, stellt für uns die Krönung des Fahrtensegelns dar. Wir sind glücklich, dankbar und zugegebenermaßen auch ein ganz klein wenig stolz.

Um nun nicht völlig sentimental zu werden: hier ein Bild vom Rückweg. Beim Abstieg auf der glitschigen Wiese begebe ich mich unfreiwillig in die Horizontale und trage für den Rest den Ausflugs, was man bei der Bundeswehr vermutlich Erdtarn nennen würde.

Ich lasse ab hier einfach ein paar Bilder sprechen...






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