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 Veröffentlicht am 07.05.2024 22:30 Uhr
Nach 11 Tagen auf der Westseite der äußeren Hebriden haben wir uns heute wieder auf die Innenseite der Inselgruppe verlegt.

Fast zwei Wochen Wetterglück haben wir in vollen Zügen genossen, ab morgen werden wir etwas Starkwind und Regen absitzen müssen.

Von wenigen Ausnahmen abgesehen, wie hier im Nebel am Toe Head, waren die letzten Tagen bestimmt von Sonne, Baden und einem Sandstrand nach dem anderen.

Bevor es wieder auf die geschütztere Ostseite ging, ankerten wir gestern Abend noch vor einer ganz besonderen Bucht, nämlich Loch Borve. Es handelt sich um einen kreisförmigen Sandfleck, ca. 1 km im Durchmesser, der aufgrund seiner Lage kaum Dünung abbekommt und bei Springtiden (wie z. B. heute) komplett trocken fällt.

Die Anfahrt war nicht ganz einfach, da unsere Seekarte mit den tatsächlich vorgefundenen Tiefen nicht übereinstimmte - um mehrere Meter. Das kennen wir so eigentlich nicht von Navionics. Als hätten wir es vorab gerochen, lief an besagter Untiefe bereits Google Maps auf dem Handy mit. Dort kann man nämlich in der Satellitenansicht die Sandbänke ganz gut erkennen. Und damit konnten wir den Weg zwischen den türkisen Flecken zügig finden.

Bei Niedrigwasser vermessen wir Loch Borve zu Fuß, vermerken uns größere Steine und Felsen in der Seekarte. Auch hierbei ist die Satellitenperspektive auf dem Handy nützlich.

Zum Hochwasser heute Morgen um 7.30 Uhr teste ich die Tiefe mit dem Dinghy. Theorie und Praxis kommen zum gleichen Ergebnis, wir können auf dem vorab kontrollierten Weg in die Bucht einfahren. Ein guter Meter Wasser bleibt unter dem Kiel. Vorerst. Wir bringen den Anker aus und warten.

Nach etwa einer Stunde hören wir ein kurzes Knirschgeräusch, wie wenn man eine Muschel im Sand zertritt. Die Ebbe hat eingesetzt, wir haben Grundkontakt. Mehr spüren wir nicht davon. Aufregend und herrlich unspektakulär zugleich.

Für ein paar Stunden nutzen wir den einfachen Zugang zum Unterwasserschiff und entfernen Seepocken von der Logge und dem Echolot, erneuern eine Wellenanode und reinigen den Propeller. 

Wir sind gespannt, wie lange das Loggenrädchen funktioniert. Nach dem Einkranen im letzten Jahr dauerte es keine drei Wochen, bis es zugewachsen war und sich nicht mehr drehte.

Der Rumpfanstrich mit dem Bewuchsschutz (Trilux) arbeitet bisher gut. Sollte er auch, schließlich haben wir ihn vor nicht mal einem Jahr aufgetragen.

Der Anblick erinnert uns an die lange Standzeit in der Werft, die unzähligen Arbeitstage während der Renovierung. Zum Glück scheinen wir am Rumpf gute Arbeit geleistet zu haben. Die Epoxygrundierung haftet nach wie vor prima. Wir wollen gar nicht daran denken, wenn das nicht so wäre.

Erstaunlich schnell (eigentlich genau nach Prognose) steigt der Wasserpegel wieder an. Müggele schwimmt auf. Stevenrohr entlüften, Seewasserpumpen testen, Kühlwasserkreislauf prüfen... Alles funktioniert wie es sollte.

Das ganze Unterfangen war nicht nur unglaublich praktisch, wir sparen uns schließlich das Kranen, sondern hat auch richtig Spaß gemacht. Trockenfallen werden wir in Zukunft bestimmt öfter, wenn sich die Gelegenheit bietet.

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