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 Veröffentlicht am 18.06.2024 16:30 Uhr
Eine Insel wie aus einer anderen Welt. Dass das Eiland Staffa natürlich "gewachsen" ist, scheint mir aufgrund der unzähligen symmetrischen Basaltsäulen abwegig.

Auf mich wirkt es eher, als ob jemand vor Ewigkeiten mit viel Zeit und Mühe Säulen in den Basalt gehauen hat. Dann ließ man das Kunstwerk verkommen und die Natur holt es sich langsam zurück.

Aber damit liege ich natürlich falsch. Vulkanische Aktivität vor ein par zig Millionen Jahre formte diese skurrile Steinskulptur.

Der Grund für die so ungleichen Steinformen liegt in der unterschiedlichen Abkühlungsdauer der Basalt-Lava, lese ich im Internet. Die "Überdachung" kühlte verhältnismäßig schnell. Bei der tiefer liegenden Lava dauerte dieser Prozess länger, wodurch die säulenartige Form entstand.

Dass bei Abkühlung eine Kontraktion erfolgt und dadurch Risse, also einzelne Säulen, entstehen, klingt nachvollziehbar. Aber woher kommt die hexagonale Form?

"Die hexagonale Form entsteht, weil sie die effizienteste Art ist, Risse gleichmäßig zu verteilen. Diese Form minimiert die energetischen Spannungen und verteilt sie gleichmäßig. In zwei Dimensionen ist ein Sechseck die optimale Form für die Minimierung der Energie in einem gekachelten Muster. Es erlaubt eine gleichmäßige und dicht gepackte Anordnung ohne Lücken, ähnlich wie bei Bienenwaben." So jedenfalls beschreibt es ChatGPT. Glauben wir der künstlichen Intelligenz das einfach mal.

Der Name Staffa leitet sich vom Wort stave (der Stab) ab. Wie man in der Holzabteilung jedes Baumarkts nachvollziehen kann, sind nicht alle Stäbe gerade. Das gilt auch in diesem Fall. Manche geschwungenen Basaltsäulen erinnern an einen zerfallenen Schiffsrumpf am Strand.

Ein besonderer Augenschmaus sind die rund 20 Meter hohen Höhlen, in die man bei gutem Wetter und schwachem Seegang sogar mit dem Dinghy einfahren kann. 75 Meter tief.

Ich könnte sagen, "wir haben Glück mit dem Wetter". Aber das trifft die Wahrheit nicht so ganz. Seit über einer Woche warten wir in der Gegend, um die Insel anfahren zu können. "Wir nahmen uns die Zeit", trifft es eher. Passend zur Fußball EM könnten wir auch die oft bemühte Floskel "wir haben das Glück erzwungen" anbringen.

Um 10 Uhr starten die ersten Ausflugsboote vom 30 Minuten entfernten Iona Sound zu der beliebten Ausflugsinsel.

Kurz vor 10 liegen wir deshalb bereits vor Anker, paddeln das Beiboot in die Höhlen und können sie somit für uns alleine genießen.

Nachdem wir Staffa ein paar Stunden erkundet haben, brechen wir auf zum nur wenige Meilen entfernten zweiten Highlight des heutigen Tages: die Insel Lunga. Als ich kurz nach dem Anker-auf den Blick nach achtern richte, sehe ich ... nichts.

Dort, wo das Dinghy samt Motor eigentlich sein sollte, sehe ich nur unsere Heckwelle. Einige hundert Meter weiter entfernt treibt das gute Stück. Eines der Ausflugsboote fängt es gerade ab, damit es nicht auf die Felsen treibt, und zieht es wieder ins tiefere Wasser, wo wir es mit dem Bootshaken schnappen können.

Wie sich herausstellt, ist die gerade mal ein Jahr alte Sorgleine (vermutlich durch UV-Strahlung?) so sehr angegriffen, dass wir sie problemlos durchreißen können. Das hätte ein teures Vergnügen werden können.

Samt Dinghy erreichen wir Lunga. Die Brutsaison der Papageientaucher ist inzwischen in vollem Gange und auf Lunga lässt sich das ganz besonders toll beobachten.

Wenn wir uns den tollpatschig wirkenden Vögeln auf See nähern, flüchten sie meistens schnell in die Luft oder unter Wasser.

An Land hingegen bleiben sie zutraulich sitzen und fliegen tatsächlich in Armlänge an Menschen vorbei.

Mitten auf dem Weg sitzend, starren sie die zweibeinigen Besucher an, als wollten sie ihr Haus-Recht geltend machen.

Wäre Lunga nicht so touristisch erschlossen, würden wir uns vielleicht gar nicht so nahe an die Vögel herantrauen. Man möchte sie ja nicht beim Nestbau oder beim Brüten stören.

Aber da sich das Federvieh von dem Besucherstrom in keiner Weise ablenken lässt, haben wir kein schlechtes Gewissen.

Abends leert sich die Bucht von den Ausflugsbooten. Wie gerne würden wir einsam hier zurückbleiben, aber auch wir ziehen weiter und verkriechen uns hinter die Insel Ulva.

Leider geht die noch nicht mal 24 Stunden andauernde Flautenphase schon wieder zu Ende. Die Windprognose mit mehr als 25 Knoten verbietet den Gedanken an eine Ankernacht an diesem schlecht geschützten Fleck.

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