An der Insel Mull kleben wir über zwei Wochen fest. Immer wieder müssen wir einige Tage abwettern, mal wegen Starkwind, mal wegen Dauerregen. Nicht selten "genießen" wir auch beides gleichzeitig.
Die sonnigen Bilder täuschen etwas. Bei Sauwetter fliegen wir weder mit der Drohne, noch packen wir die Kamera sonderlich häufig aus. Ihr müsst euch für jedes Sonnenbild ein bis zwei Schnappschüsse mit dunklen Regenwolken vorstellen. Dann habt ihr in etwa das richtige Verhältnis.
Bevor wir nach Süden aufbrechen, wird Mareike zur Wiederholungstäterin und schwingt sich nochmals in den Sattel.
Dieses Mal nicht überraschend, sondern von ihr selbst geplant.
Die Anreise erfolgt per Boot. Direkt vor der Pferdekoppel fällt der Anker. Ein Traum.
Zwischen dem Ankermanöver und dem Ausritt lege ich noch eine kurze Schwimmeinlage ein, denn unser Tank möchte sich von seinem Inhalt nicht trennen. Genau, DIESER Tank 💩. Vom Dinghy aus komme ich leider nicht gut an die Rumpföffnung, wie ein Versuch zeigt.
Es gibt schönere Tätigkeiten, aber ein kurzes Stochern mit einem HDPE Schlauchstück und dann ein schnelles Entfernen vom Tatort war bereits alles, was für eine Klärung der Situation notwendig war.
Auf dem Weg nach Jura bauen wir einen Zwischenstopp auf Oronsay ein.
Eine Klosterruine ist das Ziel unseres Spaziergangs.
Wenig überraschend gibt es einige Grabmäler auf dem Gelände.
Manche der menschlichen Überreste werden an ihrer letzten Ruhestätte hinter Plexiglas ausgestellt. Die betreffenden Personen wird es nicht mehr stören. So wirklich würdevoll empfinde ich die Darbietung hinter den von vielen Vögeln verschi... Kunststoffscheiben aber nicht gerade.
Auf dem Weg vom Boot zum Kloster durchqueren wir eine Kuhweide. Daran ist eigentlich nichts Ungewöhnliches und wir haben das in den letzten Monaten häufig getan. Aber diese Herde zeigt gesteigertes Interesse an uns. Die Tiere kommen zügig auf uns zu, erst einzelne, dann alle. Vermutlich erwarten sie Futter von uns. Aber wenn nicht? Und was, wenn doch - und wir kein Futter vorweisen können?
Wir verlassen die Heide rasch über den Zaun, da zwischen uns und dem Gatter die auf uns zu trampelnde Herde liegt.
Klingt im Nachhinein lustig, und bestimmt war unsere Flucht auch völlig übertrieben. Aber wisst ihr, durch welche Tiere in Australien am meisten Menschen zu Tode kommen? Haie? Schlangen? Giftspinnen? Die Australier haben in dieser Hinsicht ja einiges zu bieten. "Pferde und Kühe" lautet die korrekte Antwort (behauptet jedenfalls das Internet).
Die Insel Jura und der Loch Tarbert werden für drei Nächte unser Zuhause.
Mit einigen anderen Seglern warten wir auf besseres Wetter. Loch Tarbert ist aus allen Richtungen gut geschützt, ein regelrechtes Hurricane-Hole.
Die EM verfolgen wir über das Handynetz. Manchmal reicht die Verbindung im Cockpit nicht aus, so dass wir unser Tablet als Router in den Mast ziehen (in einem wasserdichten Packsack). Schon häufig brachten diese ca. 15 Meter den entscheidenden Unterschied.
Zu neuen Geschwindigkeitsrekorden verhilft uns der Sound of Islay. Eine fast zweistellige Anzahl an Knoten sehen wir ansonsten höchstens, wenn wir eine Welle runter rutschen, oder das GPS etwas übertreibt. Den kräftig schiebenden Tidenstrom haben wir offensichtlich korrekt berechnet.
Das Ziel dieser ungewöhnlich schnellen Etappe sind die Ardmore Islands. "Auf jedem Felsen eine Robbe", schreibt der Revierführer. Können wir so bestätigen. Rund um uns herum hören wir lautes Schnauben und Grunzen.
Der Landfall gelingt uns nur so halbwegs. Im dichten Gestrüpp und tiefen Matsch finden wir keinen zufriedenstellenden Weg Richtung Zivilisation.
Nach einer guten Stunde geht es wieder zurück an Bord. Durchgeschwitzt sind wir, aber nicht weit gekommen.
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