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 Veröffentlicht am 25.07.2024 11:00 Uhr
Kaum spitzt der Sommer hinter der Wolkendecke hervor, schon wird es ruhig auf diesem Kanal. Die Zeit war aber wirklich zu schön, um sie vor dem PC sitzend vorbeiziehen zu lassen. Heute gibt es daher einen Rundumschlag für die letzten Wochen.

Aber der Reihe nach: Zuerst müssen wir noch einen neuen Geschwindigkeitsrekord nachreichen. Zweistellige Werte sind für unsere unsportlichen Segelambitionen eher im Reich der Fabeln anzusiedeln. Bei der Umrundung des Mull of Kintyre schiebt uns die Strömung tatsächlich so intensiv voran, dass sich unsere Reisegeschwindigkeit kurzerhand verdoppelt.

Unvorstellbare Wassermengen quetschen sich zwischen Irland und Schottland hindurch, alle sechs Stunden wechselt sich die Flussrichtung.

Solche Strömungen kommen selten ohne spürbare Wellenbildung. Direkt am Kap fallen wir für vielleicht 1-2 Minuten von einem Wellenberg ins unmittelbar folgende Tal. Der Bug sticht in die nächste Wasserwand und spritzt das salzige Nass klatschend zur Seite. Herzhaft drückt es den Bug Richtung Himmel, das Heck folgt kurz danach. Und von vorne...

Das GPS zeigt währenddessen nie weniger als 9 Knoten. So ist das Geschaukel schnell vorbei. Keine 5 Minuten später gleiten wir wieder durch plattes Wasser.

Als besonders erwähnenswert empfinden wir den Besuch der Insel Sanda.

Ein ansprechender Mix aus Natur und Leuchtturm-Flair bleibt uns in angenehmer Erinnerung.

Das sonnige Wetter unterstützt dabei nach Kräften.

An dieser Stelle senden wir spontan herzliche Grüße in den Taunus. Der zugedachte Empfänger wird erkennen, dass er gemeint ist.

Die weitere Fahrt zur Insel Arran und die Tour um die Insel Bute stehen dann ganz in Zeichen des Socialising, um es im perfekten Denglisch zu sagen. Wir empfangen diverse Besucher, von der Grundschulfreundin samt Familie bis zum liebgewonnenen Segelkamerad. Das Bojenfeld vor Lochranza dient als Treffpunkt mit dem Letztgenanntem.

Die Insel Arran muss ein fantastischer Spielplatz für Geologen sein.

Verschiedenste Steinarten und Formationen sind für den Fachkundigen sicherlich hochinteressant. Für uns sind sie in erster Linie anstrengend. 😄

Was ich vom Besuch in Campbeltown in Erinnerung habe? Insbesondere die pudelnasse Dinghyfahrt, und dass das Anlegemanöver mit einem klaren 1-0 zwischen unserem Anker und der Stromsäule endete.

Die Rundreise um Bute ist landschaftlich empfehlenswert. Wir traten sie zudem auch an, um Schutz vor garstigen Winden aus verschiedensten Richtungen zu haben. Eine Bucht für EINE Windrichtung zu finden, ist hier nicht allzu schwierig. Dreht das Tief aber während es durchzieht, wie in diesem Fall, kann die Auswahl einer geeigneten Ankerstelle knifflig sein.

Die Burnt Isles klingen nicht sonderlich einladend, geben uns aber genau die Deckung, die wir uns von ihnen erhofft haben.

Es schüttet für 24 Stunden so sehr, dass sich selbst die Kormorane verstecken. Wir tun es ihnen gleich.

Für das erfolgreiche Abwettern belohnen wir uns im Rockabilly Diner. Der Betreiber warnt uns, die Leute hier auf Bute seien „crazy“. Was genau er damit meint, finden wir bei unserem kurzen Besuch nicht heraus.

Was sich hingegen bereits bei der Anfahrt sagen lässt: Bute scheint nicht die Gegend für Geringverdiener zu sein.

Nochmals steuern wir Arran an. Die Ostseite dieses Mal. Doch bevor wir dort anlanden, legen wir einen kurzen Nachmittagsstopp ein.

Auf Holy Isle überraschen uns Kaschmirziegen und tibetische Gebetsfahnen.

Die Insel ist fest in buddhistischer Hand. Das unspektakulär wirkende Gebäude wird als „Zentrum für Weltfrieden und Gesundheit“ betitelt. Wer die „Freude in seinem Körper und Geist wiederherstellen“ möchte, ist hier genau richtig, wirbt die Internetseite.

Die Wanderung über die kleine Bergkette ist eine perfekte Mischung aus Anstrengung und Rundum-Fernblick. Ich spüre die „Freude des Körpers“ bereits beim Aufstieg in den Waden zwicken.

Meinen inneren Weltfrieden finde ich, als wir zurück am Ausgangspunkt sind und feststellen, dass Müggele trotz auflandigem Ankerplatz und frischer Brise die Zeit heil überstanden hat.

In Stranraer begrüßen wir erneut Gäste an Bord. Ungeplant üben wir das „Mann über Bord“ Manöver. Zum Glück geschieht dies, während wir festgemacht im Hafen liegen und die junge Delinquentin ganz vorbildlich eine Rettungsweste trägt.

Inzwischen haben wir Schottland den Rücken gekehrt. Voller Vorfreude legen wir Kurs Nordirland an. Ein weinendes Auge haben wir bei diesem Abschied trotzdem. Neben der eindrucksvollen Landschaft und Tierwelt war es besonders die Warmherzigkeit der Einheimischen, die uns von diesem Aufenthalt in Erinnerung bleiben wird. Zehn Monate lang fühlten wir uns mehr als willkommen. Thank you, Scots. You hold a special place in our hearts. 💙🏴󠁧󠁢󠁳󠁣󠁴󠁿🤍

Wie hochspektakulär die Überfahrt über den North Channel verlief 😉 und was wir diesseits der Irischen See bisher erleben durften, erzähle ich in den nächsten Tagen.

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