Um nach Nordirland zu kommen, müssen wir den North Channel queren. Schottland und Nordirland trennen gerade einmal 20 Seemeilen. Die von uns anvisierte Route ist allerdings mehr als dreimal so lang. Gute Ankerplätze sind an beiden Küstenabschnitten nur spärlich vorhanden. In dem großen Becken südöstlich von Belfast, dem Lough Strangford, planen wir, den nächsten Besuch zu empfangen. Freunde aus Deutschland fliegen für eine Woche ein.
Um nicht im North Channel gegen den Tidenstrom anfahren zu müssen und auch die Einfahrt des Loughs mit vorteilhafter Strömung zu erreichen, bleibt keine große Auswahl hinsichtlich Abfahrtszeit und Geschwindigkeit. Wir müssen durchgehend Tempo halten und können nicht gemütlich unter Segel an diesem eher flautigen Tag dahin dümpeln.
Kommen wir zu spät an die Einfahrt, steht eine Strömung gegen uns, die zu Springzeit unsere Rumpfgeschwindigkeit übersteigt. Und die Ankerplätze zum Abwarten der nächsten Flut geben nur dürftigen Schutz. Wir planen akribisch und schaffen es kurz bevor der Strom kentert in das große Becken, in dem die Strömung beherrschbar bleibt.
Bereits auf den ersten Meilen in Nordirland empfangen uns die aus Schottland gewohnten Schlösschen und Burgen. Das Sommerwetter lockt unzählige Segelboote zur Feierabendregatta. Wir durchqueren das unüberschaubar große Teilnehmerfeld mit hoffentlich möglichst geringer Beeinflussung des Rennergebnisses.
"The island of the rain" wird in den beiden Tagen nach unserer Ankunft ihrem Spitznamen vollkommen gerecht. Wir wettern vor Anker ab. Pünktlich zum Eintreffen unseres Besuchs zeigt Petrus Mitgefühl und leitet die längste Schönwetterperiode seit Monaten ein.
Als wir vor Anker liegen, driftet ein Schlauchboot mit 30 PS Motor führerlos an uns vorbei. Am Ufer entdecken wir Personen, die scheinbar vergeblich versuchen, es zu erreichen. Wir gehen Anker auf, fangen den Ausreißer wieder ein und übergeben ihn an seinen Besitzer, dem das Übersehen der inzwischen fortgeschrittenen Flut sichtbar peinlich ist. Zwei Tage später finden wir an Bord eine Tüte mit einem kulinarischen Dankeschön für unseren Einsatz vor.
Der Down Cruising Club begrüßt uns gastfreundlich an seinem schwimmenden (und bei Niedrigwasser aufsitzenden) Clubhaus. Verzeihung... ClubSCHIFF.
Das Anlegen bedarf bei zwei Knoten Strömung und einer seichten Anfahrt (im Hintergrund gut zu erkennen) einer gewissenhaften Planung. Wir machen es uns einfach und folgen der Empfehlung der lokalen Segler: Der kurze Moment des Stillwassers zum höchsten Pegelstand stellt sowohl für die Anfahrt als auch das Anlegemanöver den bestmöglichen Zeitpunkt dar.
Der Empfang ist mehr als herzlich und wir werden gleich zum Grillfest eingeladen.
Nach dem Eintreffen unserer Freunde machen wir mit dem Mietwagen die Umgebung unsicher.
Wir wandern am White Rocks Beach und besuchen das Dunluce Castle.
Die beiden Damen suchen das Glück der Erde, das ja sprichwörtlich auf dem Rücken der Pferde zu finden sein soll. Dem Gesichtsausdruck nach wurden sie fündig.
Der Küstenwanderweg The Gobbins ist eine der bekanntesten touristischen Attraktionen in der Nähe. Ein Besuch lohnt sich, finden wir.
In Belfast verbinden wir den Zoo-Besuch mit einer Wanderung.
Wenige Tage zuvor erblickte ein Giraffenbaby das Licht der Welt.
Man kann offensichtlich auch mit 2 Meter Kopfhöhe noch putzig sein.
Unsere Freunde treten die Heimreise nach Deutschland an, Mareike ebenfalls. Für die nächsten beiden Wochen bin ich alleine an Bord und werde versuchen, Müggele Richtung Dublin zu bewegen. Von dort gibt es günstige Flugverbindungen nach Süddeutschland (Memmingen), weshalb die irische Hauptstadt unser anvisierter Treffpunkt für das baldige Wiedersehen sein soll.
Drei weitere Nächten bleibe ich am Steg (11 insgesamt), dann warte ich erneut auf einen geeigneten Zeitpunkt mit Stillwasser. Nach Verabschiedung durch mehrere Vereinsmitglieder werfe ich die Leinen los und drehe den Bug nach Süden.
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