Die Isles of Scilly waren uns vor Beginn der Reiseplanung überhaupt kein Begriff. Abgesehen von Wassersportlern hat man selbst als UK-Tourist nicht unbedingt viel Kontakt mit diesem Archipel.
Der sandige Meeresboden und das klare Wasser lassen sich selbst in der Satellitenansicht gut erkennen. Es erinnert mich ein wenig an die Wasserfarbe der Bahamas (die ich nur von Google Maps kenne). Ich speichere die Scillies sozusagen als die "Bahamas der UK" in meinem Hinterkopf ab.
Die ca. 140 Meilen lange Überfahrt von Irland aus ist bestimmt von wenig Wind und einer Dünung, die von den windreichen Tagen zuvor aus West heranrollt. Da das Boot durch die seitlich auftreffenden Wellen hin und her schwankt, schlagen die Segel ohne ausreichend Winddruck nutzlos hin und her. Das ergibt eine Geräuschkulisse, bei der man Mitleid mit den Tüchern bekommt. Auch Kochen ist auf dem schlingernden Boot kein allzu großes Vergnügen, daher beschränken wir es gerne auf das Aufwärmen in der Mikrowelle.
Aus Filmen kennt man die weißen Streifen, die Torpedos unter Wasser hinter sich herziehen. Genau solche Streifen hinterlassen in der Nacht über vier Stunden hinweg Delphine. Sie haben sich entschlossen, uns bei unserer Nachtwache etwas Unterhaltung zu bieten. Aus allen Richtungen schießen sie auf Müggele zu, rasen unter ihm hindurch, überholen es, schwimmen neugierig mit. Im Mondschein ist das ein wunderschönes Spektakel.Auf der nächtlichen Route liegen keine Verkehrstrennungsgebiete oder andere frequentierte Wasserstraßen. Wir wollen uns über die Langeweile nicht beschweren und starren lieber ins Wasser und in den dunklen Sternenhimmel als auf das AIS Display.
Die Tide schiebt uns sechs Stunden lang an, bremst uns dann wieder sechs Stunden ab. Auch wenn man das bereits vorher weiß und planen kann, ist der Blick auf die Logge trotzdem mal erbaulich, dann wieder ernüchternd.
Im Winter hatten wir einen Bootsnachbarn, der seit dem Frühjahr im gleichen Revier umher segelt wie wir. Mehrmals haben wir uns seitdem um Haaresbreite verpasst. Seit Wochen genießt er bereits die Isles of Scilly. Hier klappt es nun endlich mit einem Wiedersehen. Wie schön, auf bekannte Gesichter zu stoßen.
Auch für Geschichtsinteressierte haben die Inseln etwas zu bieten. Im englischen Bürgerkrieg waren sie Unterschlupf für die königstreue Marine, nachdem sich diese von der britischen Hauptinsel zurückziehen musste. Die Verteidigungsanlagen können besichtigt werden.
Die Satellitenbilder haben nicht zu viel versprochen. Die Sonne zeigt sich nicht ganz so oft wie erhofft, aber Sandstrand und Palmen wecken ein karibisches Gefühl. 16 Grad Wassertemperatur hält uns nicht vom Baden ab.
Dass wir das Dinghy hin und wieder lenzen müssen, zeugt vom typisch durchwachsenen britischen Wetter.
Gute Ankerplätze sind je nach Wind- und Wellenrichtung reichlich vorhanden oder rar gesät - und dann natürlich heiß begehrt bei allen Bootstouristen.
Speziell bei Hochwasser halten die Flachgebiete die Dünung nicht komplett zurück und man muss sich auf etwas Schaukelei gefasst machen.
Wir haben eine akzeptable Periode erwischt, das Leben an Bord lässt sich gut aushalten.
Besonders anspruchsvoll sind Stürme mit Winddreher. Man findet Schutz vor jeder Richtung, aber selten eine gute Abdeckung für mehrere Richtungen gleichzeitig. Dann ist man gezwungen, während des Sturms seinen Ankerplatz zu wechseln.
Zum Glück bleiben uns solche Abenteuer erspart. Bevor das nächste Tief heranrückt, sagen wir bereits "Farewell UK , Bonjour la France".
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