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 Veröffentlicht am 07.10.2024 20:20 Uhr
Das bereits im letzten Post beschriebene schlechte Wetter wollten wir eigentlich bei Arzal absitzen. Am Ende entschlossen wir uns aber dazu, in den Golf von Morbihan zu fahren - ein bestens geschütztes Gebiet am nördlichen Rand der Biskaya. Im Vergleich zu Arzal fällt der Umweg auf dem eigentlichen Weg nach Süden ein wenig geringer aus.

Bevor wir uns in den geschützten Innenbereich begeben, nutzen wir das sonnige Wetter und besuchen die Île-d'Houat.

Dort warten viele kilometerlange Sandstrände auf uns. Es gibt kaum ein schöneres Gefühl für uns, als barfuß den Strand entlang zu wandern. Da die Insel sehr offen in der Biskaya liegt, ankern wir nacheinander an drei verschiedenen Stellen, um dem langsam drehenden Schwell zu entkommen. Das gelingt uns relativ erfolgreich.

Baden, Frisbee, Ankertest... ☀️🏖️ Der Dinghy-Anker unserer Freunde (ein 2 kg Delta mit Kettenvorlauf) zeigt sich trotz des geringen Gewichts als würdiger Gegner. Im nassen Sand bekomme ich ihn kaum bewegt. Unser ebenso schwerer Klapp-Draggen ohne Kette fühlt sich dagegen an wie ein Spielzeug - und hält das Dinghy trotzdem an Ort und Stelle.

Das Anlanden im Dinghy kommt manchmal dem Wellensurfen gleich. Nicht immer schaffen wir es mit trockenen Klamotten an den Strand. 

Zwei Nächte verbringen wir dann im Golf von Morbihan vor Anker. Das Gebiet stellt man sich am besten wie eine Seenlandschaft mit zahlreichen bewaldeten Inseln vor.

Nur die starken Strömungen passen nicht zur Binnen-Idylle. Die Einfahrt sollte man präzise abpassen, ansonsten steht man nur auf der Stelle und dreht sich im Kreis.

Die lokalen Segler nutzen die Tide für einen Geschwindigkeitsschub. Als Neulinge in diesem Gebiet begegnen wir dem quirlenden Wasser mit viel Respekt und hoher Konzentration.

Da sich keine Wetterbesserung abzeichnet, folgen wir unserem Buddy-Boot, der Antares, in den Hafen von Vannes. Der Empfang ist herzlich und schmackhaft.

Der uns zugeteilte Liegeplatz erhöht beim Anlegen ein wenig den Puls. Mit sanftem Druck quetschen wir uns in die enge Parklücke. Der Fingersteg ist so kurz, dass er gerade so hinter unsere Mittelklampe ragt. Da die vorhergesagte Windrichtung "direkt von vorne" lautet, liegen wir trotzdem die ganze Zeit über angenehm ruhig.

Eine ganze Woche verbringen wir dort gemeinsam. (Ja, Schwarz bin ich. 😖)

Vannes ist ein außergewöhnlich hübsches Städtchen. Die historische Innenstadt besteht aus vielen engen Gassen und dem, was ich als Fachwerkbauten beschreiben würde.

Auch die Befestigungsanlage samt der Vorplätze gefallen uns.

Hier lässt es sich gut und gerne ein paar Tage aushalten.

Die vom Hafen zur Verfügung gestellten Fahrräder erleichtern uns die Versorgung (juhuu, es gibt sogar einen LIDL).

Als "Kirsche auf der Torte" bauen die Franzosen gerade eine Konzertbühne direkt am Hafen auf, als wir unser Boot festbinden. Viele verschiedene Künstler können wir während unseres Aufenthalts sehen und hören.

Speziell der Sänger Voyou begeistert uns mit seinen flotten Songs und seiner sympathischen Bühnenpräsenz.

Während der Konzerte fällt mir auf, dass das französische Konzertpublikum eher schwerlich in die Gänge kommt. Zugleich bin ich überrascht, dass ich trotz des jungen Publikums während der ganzen Festtage nicht einen einzigen Fall von übermäßigem Alkoholkonsum beobachte. Beides wäre in Schottland vermutlich anders ausgefallen.

Als sich wieder drei Sonnentage mit brauchbaren Winden abzeichnen, verlassen wir den Hafen durch die Flut-Tore und legen nochmals Kurs zur Île-d'Houat an.

Es gibt dort noch einen Strand vor dem wir noch nicht geankert haben 😄, zudem ist die Insel ein guter Ausgangspunkt für eine etwas längere Etappe zum nächsten Ziel, der ca. 50 Meilen entfernten Île d'Yeu.

Bevor wir die Strecke auf uns nehmen, stoßen Christina und Gustav zu uns.

Mit ihrer Out Of The Blue befinden sie sich ebenfalls auf dem Weg ins Mittelmeer.

Auf drei unterschiedlichen Routen landen wir am Ende doch wieder gemeinsam im Hafen von Île d'Yeu. Während die OOTB einen Versorgungsstopp am Festland einlegt und die Antares den direkten Kurs wählt, ankern wir noch eine Nacht im Süden der Insel.

Über unserer Ankerbucht thront das Vieux-Château, das uns natürlich sofort an unsere wunderbare Zeit in Schottland erinnert und vielleicht auch deshalb so gut gefällt.

Die einsame Bucht lädt zum längeren Verweilen ein, aber Kirk lässt das nicht zu. Der so getaufte Hurricane zieht langsam auf die europäische Küste zu und wird zwischen Dienstag und Donnerstag sein Unwesen treiben. Auch Deutschland könnte in Teilen davon betroffen sein.

Die Vorhersagemodelle unterscheiden sich noch deutlich, sowohl was die Zugrichtung als auch die Windstärke betrifft.

Alle drei Crews unserer kleinen Flottille haben sich vorsorglich hinter die dicken und hohen Hafenmauern des Port Joinville verkrochen...

... und warten nun ab, was die Wetterküche für uns bereit hält.

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