Der Ex-Hurricane, von dem ich im letzten Post erzählt hatte, hielt netterweise etwas Abstand zu uns. Im Hafen der Île d'Yeu lagen wir sicher und gemütlich, mehr als 45 Knoten waren nicht zu messen. 50 Meilen südlich ging es etwas stürmischer zur Sache, insgesamt hielten sich die Auswirkungen aber glücklicherweise in Grenzen.
Der Wind ließ schnell wieder nach. Die Dünung blieb hingegen für mehrere Tage auf einem solchen Niveau, dass der Gedanke ans Auslaufen nicht sehr einladend wirkte. Also gönnten wir uns noch einige Tage im Hafen.
Das Leih-Fahrrad ist das ideale Fahrzeug auf der flachen und nicht mal 10 Kilometer kurzen Insel.
Knapp 5000 Einwohner verteilen sich auf dem Eiland. Die Menge der verfügbaren Leih-Räder dürfte diese Anzahl deutlich übersteigen, scheint mir. Ein Verleiher reiht sich an den nächsten.
Die Wartezeit auf bessere Windbedingungen verfliegt schnell, denn wir haben beste Unterhaltung.
Die eine oder andere längst überfällige Aufgabe wird erledigt.
Marleth verwöhnt uns mit einem luxuriösen Fischdinner auf der Terrasse des Hafenbüros.
Geht's uns gut.
Bevor wir hier Wurzeln schlagen, läuft die komplette Flottille aus mit Kurs La Rochelle. Durch wenig Wind und trotzdem viel Welle wird die Fahrt eher nervig. Mehrere der sechs Seeleute kämpfen mit leichter, teils deutlicher Seekrankheit. (Nein, die Seekrankheit hat wirklich keinerlei Bezug zu diesem Bild. Wir haben während der Fahrt einfach keine Bilder geschossen.)
Hinter der Île de Ré finden wir im Laufe der Fahrt mehr und mehr Schutz. Die letzten der insgesamt 55 Meilen legen wir bei platter See und sternenklarer Nacht zurück.
Bis der Nebel einsetzt, liegt Müggele bereits friedlich vor Anker und die Crew in den Kojen.
Eigentlich wäre Les Sables-d'Olonne ein gut gelegener Zwischenstopp. Leider ist der Hafen wegen der Regatta Vendée Globe für uns momentan gesperrt.
Unsere Neugier hinsichtlich der Rennboote konnten wir bereits in Lorient befriedigen.
Dort waren einige heiße Flitzer im Hafen und auf See zu beobachten. Sehr beeindruckend.
Auf der Île der Ré landen wir nicht an. In ein paar Tagen werden wir von der Landseite aus einen Abstecher hierher machen. Zuvor vertäuen wir unser Boot im Port des Minimes, dem Sportboothafen von La Rochelle.
Man könnte meinen, es steckt das Wort "mini" im Namen. Von wegen. Eine kurze Recherche im Internet brachte mich zu keinem ganz eindeutigen Ergebnis und auch ChatGPT konnte nicht abschließend zur Klärung beitragen. La Rochelle wird jedenfalls mit zu den größten Yachthäfen in Europa gezählt. Manchmal sogar auf Platz 1 mit knapp 5000 Liegeplätzen. Was für ein Wald aus Masten. Kein Foto wird dem Anblick gerecht.
Als während unseres Aufenthalts die Zugangskarte zum Steg einmal nicht funktioniert und der Hafenmeister telefonisch nur meint, ich solle damit bei ihm vorbeikommen, lehne ich ab. Hin- und Rückweg zur Capitainerie würden mich zu Fuß insgesamt etwa eine Stunde kosten.
La Rochelle gefällt uns auf Anhieb.
Wir spielen sogar mit dem Gedanken, hier die Winterzeit zu verbringen. Die Reiselust und der Drang weiterzuziehen überwiegt aber letztlich.
Eilig haben wir es jedoch nicht. Für zwei Wochen buchen wir unseren Liegeplatz. Der uns zugeteilte Steg ist der Amel-Steg. Unter diesen hochwertigen Reisebooten fühlen wir uns natürlich sehr gut aufgehoben, auch wenn Müggeles rustikaler Auftritt unter den vielen glänzenden Luxusyachten doch etwas hervorsticht.
Das Anlegemanöver macht besonders viel Spaß, wenn der Boxennachbar einen Anschaffungspreis von gleich mehreren neuen Lamborghini Aventadors aufweist. Zum Glück haben wir währenddessen Flaute.
Der lange Aufenthalt im Hafen hat einen Grund: Mareike trifft sich mit ihren Schulfreundinnen für ein paar Tage in Madrid. Eigentlich hatten wir erwartet, Mitte Oktober schon in Spanien zu sein. Jetzt stellt sich die Frage, auf welchem Weg kommt sie am besten in die spanische Hauptstadt?
Wir entscheiden uns spontan für einen kleinen Road-Trip in die spanischen Pyrenäen. Von dort soll es dann per Zug für sie weitergehen. Seit Januar habe ich nicht mehr hinter dem Steuer eines Autos Platz genommen. Immerhin herrscht hier im Vergleich zu Schottland und Irland kein Linksverkehr mehr.
Per Mietwagen besuchen wir, wie oben bereits angekündigt, die Île de Re. Sie ist insbesondere für die Becken zum Salzabbau bekannt. Vor Ort ist das wenig spektakulär.
Ein Besuch lohnt sich trotzdem, wenn auch nicht unbedingt der Salzbecken wegen.
Wahrzeichen der Insel sind Esel. Genauer gesagt Esel in Schlafanzughosen. Eine Einwohnerin wollte ihrem Lasttier die Mückenplage in den Salzbecken erleichtern und spendierte ihm die alten Schlafanzughosen ihres Mannes zum Schutz. Heute findet man viele Figürchen und Postkarten mit diesem Motiv.
Wir buchen per Airbnb eine Unterkunft, lassen Müggele im Hafen zurück und brechen Richtung Spanien auf. Mehr Eindrücke von unserem "Urlaub von der Reise" folgen dann im nächsten Post.
<< Zur Übersicht < Älter