Ribadesella ist Tourismus gewöhnt.
Nach unserer Beobachtung besuchen vor allem Landsleute von der iberischen Halbinsel die Küste zwischen Gijon und Bilbao.
Kabelbinder in Farbe des Metallrahmens. Wenn das nicht für Liebe zum Detail spricht, was dann?
Der Besuchersteg wird nur von einer einsamen französischen Yacht belegt, der Kalayaan. Sophie und Brice überwintern in dem gut geschützten Hafen.
Die Versorgungslage ist prima, die Aussicht vom Liegeplatz aus nur schwer zu schlagen. Der Preis liegt mit 19€ pro Nacht im üblichen Bereich.
Die Ein- und Ausfahrt zum Hafen ist an der Mehrzahl der Tage nicht möglich. Wie bereits im letzten Bericht beschrieben, muss die Wellenlage unbedingt passen, um nicht von ein paar Brechern in der Einfahrt versenkt oder auf den angrenzenden Sandstrand geworfen zu werden.
Nachdem wir die Weihnachtsfeiertage eher gemütlich verbracht haben (der Weihnachtsmann beschenkte Mareike am Heiligabend mit einer gehörigen Portion "Magen-Darm" 🤢), zeichnet sich ein weniger zurückhaltender Jahreswechsel an.
Claudia und Ralf von der Skuum lenken ihren sportlichen Racer durch die leichte Dünung hinter die Abdeckung der Klippen.
Die Antares, mit der wir bereits seit Dublin regelmäßig den Hafen, die Bucht oder die Segelroute teilen, gesellt sich am letzten Tag des Jahres ebenfalls zu uns. Groß ist die Wiedersehensfreude.
Die Neujahrsparty beginnt auf Müggele,...
...verlagert sich nach Mitternacht für eine flotte Sohle auf den Steg...
und endet in den frühen Morgenstunden auf der schwimmenden Disco, in die sich die Antares kurzerhand verwandelt.
Wer Ingo und Marleth kennt, ist sicher nicht verwundert, dass eine Discokugel zur Bordausstattung gehört. Diesem eklatanten Ausrüstungsmangel auf Müggele begegne ich noch am Neujahrstag mit einem Besuch der AliExpress-Website.
In Ribadesella hätte man die Nacht ungestört durchschlafen können. Feuerwerk? Feiernde Menschen (außer uns)? Fehlanzeige. Eine Nacht wie jede andere. Erst am 5. Januar knallen die Spanier, am Abend vor dem Dreikönigstag.
Je weiter wir nach Westen blicken, desto unangenehmer zeigt sich die Wettervorhersage. Die Tiefdruckgebiete vom Atlantik treffen scheinbar in Galizien auf Land und erreichen uns hier nur abgeschwächt.
In den ca. drei Wochen, die wir hier bereits liegen, zogen einige hässliche Wettersysteme über die Biskaya. Keines davon bereitete uns Kopfzerbrechen. Etwas Schräglage macht sich in solchen Momenten hin und wieder bemerkbar. Die durch die enge Einfahrt schwappenden Wellen erzeugen besonders bei Hochwasser eine harmlose Schiffsbewegung. Was für ein wohltuender Unterschied zu unserem Winterlager im letztem Jahr, als wir fast jeden Abend den Tisch abräumten, damit das nicht die Wellen erledigen.
In Oviedo, das mit dem Bus eine gute Stunde entfernt liegt, organisieren wir uns mehrmals einen Mietwagen. Im Winterhalbjahr scheinen die Vermieter froh zu sein, wenn die Autos zumindest irgendwie bewegt werden und keinen Parkplatz in Anspruch nehmen. Preise von manchmal weniger als 10 € pro Tag kann ich mir ansonsten kaum erklären.
Am Alto del Angliru entscheiden wir uns spontan, das Auto in einer Spitzkehre stehen zu lassen und per Fuß weiter zu gehen, als der Straßenbelag anfängt, überfroren zu glitzern.
Schwein gehabt, wenig weiter versperrt eine einzelne Schneewehe den Weg. Fast mussten wir die Serpentinenstraße im Rückwärtsgang wieder abfahren.
Vielleicht hätten wir wenige Kilometer vorher auf den vierbeinigen Verkehrspolizisten hören sollen, der uns mit seiner Straßenblockade an der Weiterfahrt hindern wollte.
Ein weiterer Vorteil unseres Hafens ist die Nähe zu den Picos de Europa. Dieses Kalkstein-Massiv übertrifft mit seinen 2650 Meter über Normalnull sogar die höchsten Berge Norwegens und seine schneebedeckten Gipfel dominieren die Fernsicht.
Unzählige Wandermöglichkeiten finden sich in dem Nationalpark.
Bei der Anfahrt darf man sich nicht auf die einfache Distanz auf der Karte verlassen. Luftlinie bedeutet gar nichts, wenn man sich mühsam über die engen Bergstraßen schlängelt.
Was sich eher anstrengend anhört, ist in Wirklichkeit Teil des Vergnügens. Die N-621 führt östlich an den Picos vorbei und zählt zum Schönsten, was ich je auf vier Rädern bereist habe. Unser Versuch, den Anblick in Bildern festzuhalten, wird der Realität nicht gerecht.
Zum Glück wird zumindest die Anreise ein Highlight. Unser neu erworbenes Wanderfernglas, das wir mit auf den Alto de San Martín hinauf schleppen, können wir am Gipfel weiter werfen, als wir damit durch die dicke Wolkenschicht sehen können.
Im Decathlon kaufen wir Wanderstöcke. Wir sind beide Fans dieser Geh-Hilfen, haben aber in Deutschland vergessen, sie einzupacken.
Eine der spektakulärsten Wanderwege Spaniens (so zumindest die Beschreibung im Internet; ich habe aber keine Schwierigkeiten das zu glauben), besuchen wir gemeinsam mit unseren Nachbarn von der Skuum.
Am Ausgangspunkt erkennen wir spätestens durch das Eis auf den Sonnenschirmen, dass wir nicht zur Hauptsaison angereist sind.
Trotzdem ist die Strecke gut besucht - zum Glück aber nicht überlaufen.
Unter uns verläuft der Rio Cares, der sich tief in das Bergmassiv geschnitten hat.
Wer nicht schwindelfrei ist, sollte die Tourenauswahl vielleicht nochmals überdenken. Unmittelbar neben dem gut ausgebauten Weg wartet ein Abhang, der bei fehlender Achtsamkeit aus dem nächsten Schritt den letzten Schritt macht.
Amstel, die Bordhündin der Skuum, hüpft trotzdem todesverachtend am Abgrund entlang.
Eine 250 Meter lange Tropfsteinhöhle, durch die man sogar mit dem Auto fahren kann, erwartet uns am Fuße des Alto Monte Moru.
Viele Kilometer führt uns der Weg durch einen Eukalyptuswald. Angenehmer Aromaduft inklusive.
In den kommenden Tagen planen wir noch nicht, Ribadesella zu verlassen. Zumindest nicht per Boot. Der Mietwagen wird uns nochmal in die Pyrenäen-Gegend bringen, während Müggele im Hafen die Stellung hält, hoffentlich gut bewacht vom schnatternden Hafenwächter.
In Pamplona haben wir ein Airbnb gemietet (nein, nicht das Gebäude auf dem Bild). Morgen früh geht's los.
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