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 Veröffentlicht am 14.01.2025 16:20 Uhr
Unser Road-Trip nach Pamplona liegt inzwischen hinter uns. Bis auf den Abschluss haben wir es sehr genossen.

Eigentlich versuche ich diese Berichte positiv zu halten (ohne das Negative zu verschweigen). Heute wird mir das aber keinesfalls gelingen, also versuche ich es erst gar nicht und erzähle was mich beschäftigt.

Bereits seit Wochen waren wir vorgewarnt. Dank der laut vernehmbaren Rufe sowohl vom Politbüro als auch dem Ministerium für Volksaufklärung waren wir also nicht in Gefahr, überrascht zu werden. Zufriedenstellenden Schutz fanden wir letztlich auf dem Hochplateau des Cabezo de las Cortinillas.

Kein 5G-Empfang, kein 4G, noch nicht einmal eine Sprachverbindung war möglich. Hier konnten wir uns sicher fühlen, mussten nicht darum bangen, von demokratiegefährdenden Gesprächen aus dem Cyberspace erreicht zu werden. Nicht ein einziges böses Wort drang zu uns durch. Frei nach dem Matthäus-Evangelium: Selig sind die Ahnungslosen.

Freudig und zufrieden durchwanderten wir anschließend die beeindruckende Landschaft rund um den Piskerra, wohlwissend, dass wir unsere Pflicht als Bürger gegenüber unserem ach so sorgsamen Vater Staat treu erbracht hatten. Wenn ich dem Magazin Politico glauben schenken darf, war es auch gar nicht nötig, sich dieser unerträglichen Ansammlung von Hass und Hetze auszusetzen, schließlich übernahmen das 150 EU-Bürokaten für uns. Ich zahle, der Staat denkt als Ausgleich für mich. Dafür bin ich ihm so unendlich dankbar. ♥️

Wir hätten es wissen müssen, das lief alles zu glatt. Es war zu einfach. Zu früh ließen wir ein Gefühl der Sicherheit zu. Und wir wurden nachlässig.

Kaum hatten wir die Aufmerksamkeit nicht mehr ausschließlich auf das Vermeiden von Feindpropaganda gerichtet, wurden wir doch noch hart getroffen. Eine Breitseite, die nicht völlig unerwartet einschlug, aber dennoch mehr Wirkung zeigte als angenommen.

Ich stand gerade vor einer Stierlauf Statue in Pamplona, die - wie treffend - eine Person zeigt, welche von einem übermächtigen, verängstigten, ungestüm vorwärts stürmenden Monster rücksichtslos übertrampelt wird. Eine staatszersetzende Neuigkeit hatte mich trotz aller vorheriger Vorsichtsmaßnahmen erreicht. Nicht wie vorgewarnt in Form einer Unterhaltung zweier Personen, sondern in Form eines Schriftstücks, welches in meinem digitalen Briefkasten eintraf.

Eine extremistische Splittergruppe, die unter der Bezeichnung "Finanzamt Heidenheim" in Erscheinung tritt und unter Verdacht steht, bereits ähnliche Fake News verbreitet zu haben, ließ gar unglaubliche Behauptungen verlauten. Abgründe taten sich in mir auf, als Mareike unbarmherzig, schonungslos und auch selbst um Fassung ringend die nackten Zahlen vortrug.

Die aufkommensneutrale (!) Grundsteueranpassung unseres Basislagers im Schwabenland sollte angeblich zu einer Vervielfachung der bisherigen Schutzgeldzahlung führen. Danke Bundesverfassungsgericht, was wäre ich nur ohne deine Fürsorge. 🙏 Das hier abgebildete Tier ist übrigens ein Aasgeier der Gattung Gyps fulvus, welcher (unter anderem, aber offensichtlich nicht nur) am Mirador del Salto del Nervión anzutreffen ist.

Nun ist mir natürlich klar, dass die an dieser Stelle immer wieder ungezügelte Zurschaustellung meiner ausgiebigen Reiselust nicht gerade dazu führt, mich für die Opferrolle sonderlich geeignet erscheinen zu lassen.

Die Erbringung dieser aberwitzigen Steueranpassung wird mich nicht vor unlösbare Aufgaben stellen. Ich schreibe das nicht, um Mitleid zu erhaschen.

Wer aber nicht erkennt, dass solche willkürlichen Akte der Staatsgewalt mehr zur gesellschaftlichen Zersetzung beitragen, als das ein Musk-Weidel-Interview jemals könnte, ist - mit Verlaub, Herr Präsident - ein ausgesprochener Schwachkopf.

Als fairer Verlierer gratuliere ich zum Abschluss dieses Berichts denjenigen Schutzgeldpflichtigen, welche zukünftig - die Aufkommensneutralität lässt hier keine andere Interpretation zu - auf die Entrichtung ihrer Grundsteuer verzichten dürfen.

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