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 Veröffentlicht am 02.02.2025 21:15 Uhr
Bevor ich thematisch wieder zu unserer Reise komme, sende ich noch ein Dankeschön an alle, die sich auf meinen letzten Beitrag hin gemeldet haben. Mir scheint, als stünde ich mit meiner Sicht auf die Lage nicht ganz alleine da. Jetzt aber zurück mit den Gedanken nach Spanien, ich möchte von unseren letzten beiden Ausflügen berichten.

Nach unserem Pamplona-Trip verbringen wir einen Arbeitstag auf dem Boot und düsen sogleich wieder weiter zum nächsten Landausflug. Für vier Nächte mieten wir uns ein Appartement nahe dem Bergdorf Potes.

Es liegt mitten im Nationalpark Picos de Europa, welcher mit vielen Wandermöglichkeiten lockt. Das Wetter ist mit Sonne und Flaute nicht nur gut, sondern geradezu perfekt. Bei Temperaturen knapp über Null würden wir manchen Gipfel unter schlechten Wetterbedingungen gar nicht erst in Angriff nehmen.

Der Coriscáu mit 2234 Meter ist das höchste Exemplar, dem wir uns stellen.

Fast müssen wir den Aufstieg abbrechen. Ein unangenehm glattes und steiles Schneefeld überqueren wir nur sehr zögerlich und im Schneckentempo, schaffen es am Ende aber doch.

Beim Abstieg stolpere ich im dichten Gebüsch. Lieber der Stock als meine Knochen, sagen wir uns. Ersatz ist rasch zu bekommen.

Die Picos erweisen sich im Winter als traumhaftes Reiseziel (jedenfalls bei diesem Wetter). Auf manchen Wanderungen begegnen wir nicht einem anderen Wanderer. Die Wege sind großteils gut zu begehen und wie toll die Landschaft ist, seht ihr ja selbst auf den Bildern.

Die Nebensaison lockt mit Schnäppchen. Nicht nur beim Mietwagen, sondern auch bei der Unterkunft. Für unser Appartement inklusive privatem Whirlpool (!) werden 57 € pro Nacht aufgerufen.

Die Doppelwanne wird nach den anstrengenden Wandertagen gerne und reichlich genutzt. Die Luftblasen sprudeln kräftig, fast wie die Krankenversicherungsbeiträge auf Kapitaleinkünfte in den Träumen unseres Wirtschaftsministers. (Sorry. Ich konnte einfach nicht widerstehen. 🫢)

Ein paar Tage verbringen wir auf Müggele, bis sich eine stürmische Periode ankündigt. Nichts dramatisches, aber an eine Weiterfahrt ist auf der Biskaya für etwa eine Woche nicht zu denken. Bis sich der Seegang beruhigt hat (12 Meter Wellenhöhe sagt die Prognose), wird es dauern. Es wird auf ein langweiliges und schaukeliges Absitzen hinauslaufen, denken wir. Dann entscheiden wir uns um.

Ein weiteres Mal ziehen wir mit einem Mietwagen los, die Costa da Morte am westlichen Ende Spaniens ist unser Ziel. Dort soll es am stärksten blasen. Wir erwarten ein Spektakel durch die Brandung, die sich durch mehrere Tage Sturm auf dem Atlantik aufgebaut haben dürfte.

So kommt es tatsächlich. In A Coruña erwischen wir ein paar trockene Minuten, um den Strand zu fotografieren, bis wir für eine Stunde in eine Hamburguesería flüchten müssen,...

...während draußen Weltuntergang herrscht.

Auf der SY Skuum, die uns durch unsere ganzen Landausflüge deutlich enteilt ist, bekommen wir einen Vorgeschmack, wie sich der Hafen in Coruña bei schlechtem Wetter anfühlt. Etwas schaukelig, dafür mit solide wirkender Ausrüstung. Jeder Finger-Steg hat seinen eigenen Dalben. So gefällt mir das.

Man scheint in diesem Hafen "Kummer" gewohnt zu sein, der Schwell vom Atlantik bringt Bewegung in die Boote. Eventuell könnten wir hier ein paar Wochen liegen, wenn Mareike Mitte Februar eine Arbeitsreise nach Deutschland antritt und ich die Stellung halte.

Unser Airbnb für diesen Landausflug haben wir dem Wetter entsprechend gewählt. Ein solides Steinhaus, einige Kilometer von der Küste entfernt - selbstverständlich wieder mit Doppelwanne. 😎

Während Mareike ihren Arbeitsplatz im Esszimmer aufbaut, muss ich gezwungenermaßen ins Badezimmer ausweichen. In einer Ehe muss man eben hin und wieder ein Opfer bringen. 😇

Müggele wird in der Zwischenzeit etwas durchgeschüttelt, andere Segler vor Ort halten uns über die Lage auf dem Laufenden: nicht komfortabel, aber wie erwartet unkritisch.

Auch zum nahe gelegenen Santiago de Compostela machen wir einen Abstecher. Man spürt, dass die Stadt ganz im Zeichen des Pilger-Tourismus steht. Die Muschel, das Symbol für den Jakobsweg, findet man, wohin man auch schaut. Die vielen engen Gassen gefallen uns. Leider lässt das Wetter zu wünschen übrig, der blaue Himmel auf dem Bild täuscht.

Das populärste Bauwerk der Stadt dürfte die Kathedrale sein. Von außen empfinde ich sie imposant. Innen wirkt sie auf mich schon abschreckend pompös. "Wer hat, der hat", lautete scheinbar das Motto der Erbauer. Und man schämt sich nicht, das auch zu zeigen.

Nach unserer Rückkehr zum Boot machen wir den schwimmenden Untersatz wieder einsatzfähig. Etwa sechs Wochen haben wir in Ribadesella verbracht, am ersten Februar stechen wir wieder in See. Die Strecke nach San Esteban passt gerade so in eine Tageslichtperiode. 50 Meilen sollten wir gut schaffen und so kommt es auch tatsächlich.

Die Fahrt ist wackelig, Restwelle macht uns zu schaffen, bremst uns etwas, hält uns aber nicht komplett auf. Den Gedanken, bereits in Gijon nach nur der halben Strecke anzuhalten, verwerfen wir doch wieder, weil der Seegang im Laufe der Fahrt nachlässt.

Im Hafenbecken von San Esteban gibt es Ankermöglichkeiten. Ansonsten bleibt nur die Kaimauer, die aber bei fast vier Meter Tidenhub auch nicht allzu einladend wirkt. Ein Tag mit viel Regen und giftigen Sturmböen liegt hinter uns. Den Ankergrund haben wir heute ausgiebig auf die Probe gestellt und für zuverlässig empfunden. Das Schlimmste haben wir auf absehbare Zeit geschafft, ab morgen gibt's wieder Sonnenschein.

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